Der Glasvogt Melchior

von Hubert Mauz

Keiner kann sich dem zauberhaften Blick vom Lachenhäusle über den Ferndobel zum Kandel entziehen.
Vor fast 340 Jahren mischten sich in die aufsteigenden Wolkenschwaden aus der Glashütte die zahlreichen Rauchsäulen der Köhler- und Pottaschefeuer. Anno 1683 warben die Klosterherren von St. Peter den Tiroler Glasmacher Mathias „This” Kappeler an, damit er den grossen Waldreichtum in diesem Dobel zu ihrem und seinem eigenen Nutzen verwerten sollte. Am Ende des Ferndobel entstand der Glasmacherweiler Glashütte. Er wuchs schnell und planvoll zu einem geschäfftigen Gemeinwesen heran. Der ziemlich reine Quarzkies kam vom geheimnisumwobenen Steinberg (1141 ü. NN). Neben den Familienverbänden der Glasmacher, Glasbläser, Glasschleifer und Bemaler gehörten die Nebengewerke wie die Pocher und Glasmüller, die Pottaschebrenner und Sieder, die Köhler, die Schmiede, die Zimmermänner und die Land- und Waldwirtschafter dazu. Selbst einen Schulmeister leistete man sich.
Dazu kamen die zahlreichen Glasträger auf deren Rücken und Tragekrätzen die kunstvollen Gläser in den Breisgau, das Elsaß, das Markgräflerland, ins Schwobbe und die Ortenau getragen wurden um dort ertragreich verkauft zu werden. Zurück brachten sie Rohstoffe, Wein und vor allem lehrreiche Kenntnisse und Neuigkeiten aus der Außenwelt.
Das pralle Leben und Wirken in diesem beschwerlichen und dunklen Talgrund wird wirklichkeitsnah in dem Freilichttheaterstück „De Glasvogt Melchior” an der Öhlermühle im Jostal unterhaltsam erzählt.
Trotz mancher Mühsal ging es dennoch fröhlich, stolz und trinkfreudig zu, halt „knitz” wie die Wälder sagen. In einer beispielhaften verschworenen Gemeinschaft kümmerte man sich auch um die Alten, die Bresthaften, die Leidenden und die Behinderten. Selbst beim rührenden Auszug Anno 1727 aus diesem meist gütigen Dobel unter dem legendären Glasvogt Melchior Greiner nach Bubenbach vergaß man bei aller Wehmut die stark verwurzelten Zurückbleibenden nicht.