Der Königenhof

von Dr. Albert Faller

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in der das Theaterstückspielt, zog ein neuer Geist in die stillen Schwarzwaldtäler ein. Die Schwarzwalduhr war erfunden worden und die jungen Uhrenhändler zogen in die Welt hinaus und kehrten mit Geld, neuen Ideen und einem veränderten Lebensstil in ihre Heimat zurück. Dieser Geist weckte nicht nur fortschrittliche Erfinderideen, sondern erzeugte auch Spannungen.
Selbst die verschlossenen und dickschädlichen Schwarzwälder wurden aufgerüttelt, die Meinungen prallten aufeinander bis in die entlegensten Winkel des Schwarzwaldes, sogar bis ins Wagnerstal.
Das Theaterstück ist ein Spiegelbild der geschichtlichen Ereignisse. Der Königenbauer, ein stolzer Dickschädel, der seinen Liberalismus bis zur Gotteslästerung steigert. Der Cajetanbauer vom Nachbarhof beharrt auf seiner konservativen Meinung und unterstützt die äußerst autoritären Worte des Gemeindepfarrers.
Der arme Kohlemichel ist schon zu alt und muss sich in seiner Abhängigkeit vom Königenbauer seinem Taglöhnerschicksal beugen. Sein Sohn Franz aber rebelliert und schließt sich dem Revolutionsführer Hecker an. Die jungen Uhrenträger Jakob und Blasius lieben ein leichtsinniges Leben und vergnüge sich mit den Mädchen Maria und Bibiane vom Königenhof. Nur die erste Tochter Elisabeth denkt auch noch über den tieferen Sinn des Lebens nach und hofft auf die Heimkehr ihres geliebten Franz.
Der Hilari ist ein geldgieriger Materialist und nun noch der Zimber-Vit, ein Schwarzwälder Original, der über der Sache steht. Er gibt sich naiv, aber seine Pfiffigkeit und seine Lebenserfahrung machen ihn zu einer interessanten Figur.
In der sturmgepeitschten Nacht des 24. Februar 1844 geht eine Schneelawine auf den Königenhof nieder und zerstört ihn vollständig. Bei dieser gewaltigen, im Schwarzwald einmaligen Naturkatastrophe finden 17 Menschen den Tod. Ausschweifendes Leben und übertriebener Freigeist werden grausam beendet. Stille kehrt wieder ins Wagnerstal ein. Die Lisbeth ist unter den Überlebenden. Sie hat alles verloren und lebt auf dem Cajetanhof. Kehr ihr Franz zurück? Und wenn, was bleibt ihnen für einen neuen, gemeinsamen Beginn?