Der Pesthof

von Albert Faller

In diesem Stück wird die Zeit nach dem der Dreißigjährigen Krieg wieder lebendig. Im Mittelpunkt steht ein sagenumwobener Baum, die sogenannte Kandelaberfichte, ein uralter Wetterbaum auf einer einsamen Höhe an der Grenze zwischen Rohrbach und Schönwald. Diese alte Fichte mit ihren sieben Wipfeln war noch bis vor 50 Jahren als weithin sichtbares Naturdenkmal bekannt. Nach einem Blitzschlag blieb von dem stolzen Baum nur ein gespensterhaft in die Höhe ragender Stumpf übrig.
In den Kriegs- und Notzeiten vor 300 Jahren zog französisches Militär durch diese Gegend und nahm auch in dem nahegelegenen Hofgut „Hinteres Stöckle” Quartier. Mit den Soldaten kam der schwarze Tod auf den Wald, die Pest. Die Bauersleute pflegten die Kranken und bestatteten die Toten nahe beim Hof, bis sie selbst von der Seuche ergriffen wurden und starben.
Sie hinterließen zwei Kinder - einen Buben und ein Mädchen. Der Vogt von Rohrbach nahm sich der verwaisten Kinder an und brachte sie zur Erziehung auf seinen Hof. Man sagt, er habe die Kinder um ihr Erbe betrogen.
Als Maria, die Waise, heranwuchs, verliebte sich der Sohn des Vogts in das Mädchen und sie schworen sich heimlich die Treue. Ihr Verhältnis blieb nicht verborgen und erzürnte den Vogt, der Mittel und Wege suchte, die unerwünschte Verbindung zu verhindern. Doch alle Versuche, die Liebenden auseinander zu bringen, waren vergebens.
Außer sich vor Wut sann der Vogt nun auf ein letztes Mittel, die Liebschaft der beiden mit Gewalt zu beenden. Maria hatte seinen Sohn verhext; es gab für ihn keine andere Erklärung. Die Anklage auf Hexerei galt damals als ein sicheres Todesurteil. Vor der gestrengen Inquisition und unter den Qualen der Folter würde das Mädchen gestehen, eine Hexe zu sein. Ein Wink an die Vogtei in Triberg genügte und der als grausam bekannte Obervogt Fabry würde seine Häscher aussenden und der Prozess seinen Lauf nehmen. Ob der Vogt von Rohrbach zu entschloss aufs Äußerste zu gehen?