Der Untergang von Guta

Drama frei nach den Sagen vom Titisee

von Wulf Schmidt

Die Sage zum Schauspiel
„Dort, wo heute die weite Fläche des Titisees sich hinbreitet, standen vor langer Zeit ein Kloster und eine mächtige Stadt. Durch ihren Reichtum übermütig geworden, verloren die Bewohner sogar die Ehrfurcht vor dem Brote. Sie höhlten die duftenden Brotlaibe aus, verwendeten die Kruste als Schuhe und fütterten die Gottesgabe dem Vieh. Die Strafe für diese Freveltat blieb nicht aus. Die Stadt versank, und ein tiefer See überflutete Häuser, Tore und Türme.” (Rieple: Sagen und Schwänke vom Schwarzwald, S. 111)
So oder ähnlich wird die Sage vom Ursprung des Titisees erzählt. Was liegt näher, als zum 900 jährigen Jubiläum des Ortes Titisee an diesen sagenhaften Ursprung zu erinnern, der zeitlich noch weiter zurückliegt, besser: der mit der Elle historische Zeitrechnung so wenig zu ermessen ist wie der Titisee mit einem Senkblei.
Und so will denn auch das Schauspiel "Der Untergang von Guta" nicht eine historische Wirklichkeit rekonstruieren, sondern die Wahrheit, die in der Sage wie in einem Märchen verborgen ist, zur Anschauung bringen. Vielleicht wird dabei dem einen oder anderen Zuschauer auffallen, dass die Wahrheit wahrhaftig zeitlos gültig ist.

Das Schauspiel zur Sage
Mythische Elementargeister eröffnen den Reigen der märchenhaften Szenen. Sie beklagen sich über das überhebliche und egoistische Gebaren der Bürger von Guta, der Stadt am Ufer des Flüsschens Guta. Dem Treiben der Menschen wollen sie nicht länger tatenlos zuschauen und setzen ihnen eine letzte Frist. Die folgenden Szenen zeigen, wie Reichtum und Macht die Bürger von Guta verdorben haben. Die Kinder spielen mit Lebensmitteln und mitten im tiefsten Schwarzwald wird ein Markt abgehalten, wo alles, was sich verwöhnte und unersättliche Begierden vorstellen können, zum Kauf angeboten wird.
Lediglich die Augen der beiden Liebenden und die des Narren sind nicht blind und sehen die Ruchlosigkeit und Vermessenheit, die das Leben in Guta bestimmen. Eigennutz und Profitdenken treiben der Bürgermeister und seine Räte auf die Spitze, als sie eine riesige Markt- und Festhalle planen und dabei weder auf die Natur und ihre Geheimnisse noch auf Tradition und Geschichte Rücksicht nehmen: Das Düttele-Moor soll zu diesem Zweck trockengelegt werden und der uralte Eichenwald am Silberberg soll gefällt werden. Damit überschreiten sie endgültig die Toleranzgrenze der Elementargeister, die unbarmherzig den Untergang der Stadt durch eine gewaltige Wasserflut verfügen.
In letzter Minute gelingt es jedoch dem Liebespaar und dem Narren noch, die Kinder der Stadt zu retten. Ihr abschließender Blick auf den neu entstandenen See gilt der Vergangenheit ebenso wie der Zukunft.