Fanny

Ein Portrait der „Feldbergmutter”

von Heidi Knoblich

Nachdem Fanny Mayer am 25. Februar 1881 dem Hilferuf ihres Bruders Carl nach einer nicht enden wollenden Schlittenfahrt und einem langen Fußmarsch durch Schnee und Winterwind auf den Feldberg gefolgt ist, findet sie dessen Frau Veronika tot und den Bruder gebrochen. Sie wird ihm in dieser trostlosen Einöde so lange beistehen, bis er jemanden gefunden hat, der sich um das Neugeborene und das Gasthaus kümmert. Danach wird sie wieder zu ihrer vornehmen Basler Dienststelle zurückkehren. Doch dem kränkelnden Bruder fehlen Mittel und Kraft, Fanny überwindet sich, dem mutterlosen, schwächlichen Kind zuliebe zu bleiben. Sollte dies nun die große Aufgabe sein, die ihr das Leben nach der Erwartung ihrer Basler Dienstherrin bereithalte?
Schlaflose Nächte bereitet dem Geschwisterpaar die Nachricht, dass der im Besitz der Menzenschwander Aktiengesellschaft befindliche „Feldbergerhof” an einen Hotelfachmann aus St. Blasien verkauft werden soll, der zudem ein neues Hotelprojekt auf dem Feldberg plant. Carl Mayer will aufgeben. Fanny jedoch leistet dem Projekt beharrlich Widerstand und scheut keine Anstrengung dem Kind und auch sich selber eine Existenz aufzubauen.
Der Sommerbertieb ist kräftezehrend jedoch vielversprechend: Schwarzwaldverein und Höllentalbahn bringen vornehme und zahlungskräftige Gäste aus aller Welt. Der „Feldbergerhof” wird unter der Leitung des Geschwisterpaars zum bestgeführten Berghotel Badens und erhält als solches im Jahre 1882 den ersten Telefonanschluss der ganzen Region. Fanny kann ihren Bruder zum gemeinsamen Kauf des Hotels bewegen. Was sie erwirtschaftet investiert sie in die Erweiterung des Gebäudes und beschäftigt Handwerker des gesamten Umlands.
Doch dann trifft über Umwege traurige Post aus Karlsruhe ein und reißt die Wunden um ihren plötzlich an einer Lungenentzündung verstorbenen Verlobten auf. Und dann, bei Wintereinbruch, kann sie nicht mehr verbergen, wie krank sie ist. Sie wird sich in Freiburg einer schweren Operation unterziehen müssen, von der niemand vorhersagen kann, wie sie verlaufen wird. Der „Feldbergerhof” verliert seine Seele. Der Ertrag des Sommers reicht nicht über den Winter, der den Feldberg jedes Jahr wieder neu im Elend begraben will. Fanny ringt mit dem Tod. Was wird dieser elende Winter noch bringen?